Hanna, was ist die Idee hinter dem NETTZ Community Event?
Das Community Event fand dieses Jahr bereits zum dritten Mal statt und ist für uns der Jahreshöhepunkt, an dem alle zusammenkommen sollen, mit denen wir Netzwerke in der Arbeit gegen Hate Speech aufgebaut haben. Uns geht es um Austausch, Vernetzung und Wissenstransfer. 2017 war die zweitätige Veranstaltung noch relativ klein mit rund 25 Leuten pro Tag, letztes Jahr kamen schon 60, 70 und dieses Jahr haben wir die 100-er-Marke geknackt. Dabei war die Veranstaltung nicht nur so groß, sondern auch so vielfältig wie nie zuvor.
Welche Teilnehmenden konntet ihr denn begrüßen?
Auf dem Event waren verschiedenste Perspektiven vertreten: Bundesfamilienministerium, Berliner Senatsverwaltung, aber auch Facebook, Google und Twitter. Dann noch einige interessierte Einzelpersonen, Forschende und natürlich unsere Hauptzielgruppe: Die Zivilgesellschaft, die sich gegen Hate Speech einsetzt und für eine konstruktive Debattenkultur.
Gerade in diesem Kontext stehen Facebook, Twitter und co. ja immer wieder massiv in der Kritik. Warum habt ihr diese Akteure trotzdem eingeladen?
Unser Ansatz ist, auch mit Unternehmen wie Facebook konstruktiv zu reden. Auf der Veranstaltung hatten wir das Format mit der Frage „Was ich Facebook und Twitter schon immer im Umgang mit Hate Speech fragen wollte.“ Das war dann eine kleine informelle Runde, in der durchaus auch kritische Fragen gestellt wurden, zu denen die Vertreter der Netzwerke, ihre Positionen erläutern konnten.
Ich glaube, wir als Zivilgesellschaft müssen hier den Druck aufrechterhalten und zugleich gemeinsam nach pragmatischen Lösungen suchen. Wir sehen die Social Media Giganten als Teil des Problems, aber genauso als Teil der Lösung.
Was waren für dich die Highlights des Events?
Einer der Höhepunkte war die GewinnerInnen-Auswahl für den Förderwettbewerb. Dabei wählte die Community aus 10 von der Jury bestimmten Kandidatinnen und Kandidaten die fünf Gewinner des Förderpreises. Das ist immer toll, weil wir so den Bedarf der Community abbilden können. Besonders spannend waren außerdem gemeinsame Sessions, bei denen man den Zusammenhalt und den Spirit der Community fühlen konnte. Außerdem Sessions, bei denen wir ganz konkret über Lösungsansätze sprachen, z.B. in einer Runde mit Renate Künast, Netzfeministinnen und weiteren Interessierten zum Thema digitale Gewalt gegen Frauen.
„Besonders spannend waren gemeinsame Sessions, bei denen man den Zusammenhalt und Spirit der Community fühlen konnte.“
Und was hat dich an der Veranstaltung überrascht?
Mir ist aufgefallen, dass es vielen nicht so leichtfällt, über ihr eigenes Projekt hinaus zu schauen und gemeinsam größere Linien zu entwickeln. Da kam eine Methode zupass, die wir am Ende des Events eingesetzt haben. In deren Rahmen haben wir uns eine Welt im Jahre 2030 vorgestellt, in der Hate Speech Geschichte ist und keiner mehr weiß, warum das Internet mal voller Hasskommentare war. Nach der Skizze dieses Szenarios haben wir dann gemeinsam erarbeitet, welche Schritte wir wohl unternommen haben, um an diesen Punkt zu kommen. Da war es schön zu sehen, wie wir dank dieser Methode verschieden Ansätze gut diskutieren und an einer Vision arbeiten konnten. Gerade jetzt ist eine starke Zivilgesellschaft unglaublich wichtig, die gut vernetzt denkt und arbeitet.
Über das NETTZ
Das NETTZ unterstützt die Arbeit der Handelnden und Initiativen, die sich gegen Hass im Netz engagieren, indem es fachlichen Austausch und Kooperation zwischen ihnen ermöglicht. Das NETTZ – die Vernetzungsstelle gegen Hate Speech – möchte die Community der digitalen Zivilcourage aufbauen und stärken, indem es die unterstützenden Rahmenbedingungen dafür schafft. Das NETTZ ist ein Projekt des betterplace lab.
Mehr Infos über das NETTZ: https://www.das-nettz.de/